Wie tickt Bing ?

So tickt Bing!

Längst überfällig ist es, noch ein paar Worte zur diesjährigen SEMSEO in Hannover zu verlieren. Vielleicht aber auch gar nicht so schlecht, wenn man sich mit dem Posten, Bewerten und Meinen ein wenig Zeit lassen kann…

Als Gegenpart zu einem etwas verschlossenen Google-Repräsentaten, schlug ein lockerer Andreas Bode (Principal Development Manager) von der Bing-Front auf und erzählte uns etwas davon, wie Bing tickt.

STC Europe – Bing-Mutter Europa

Vorab ging es um die Search Technology Center Europe – kurz (STC Europe). Wer ist dieses Bing in Europa?  Gegründet 2009, zählt STC Europe heute bereits über 50 Mitarbeiter, die man über Paris, London und München verteilte und ihnen damit die Verantwortung für den kompletten europäischen Raum überlässt. Die Pariser Niederlassung beschäftigt sich insbesondere mit Aufgaben der lokalen Suche und den sogenannten „Verticals“ (Bilder, Videos, Maps etc.). In London baut man auf User Experience (Gallerien, Visual Search, Direkte Antworten etc.) und über bing-München schwebt das große Thema „Relevanz“.

„Weniger Zeit und Klicks für die wichtigsten Aufgaben“

Und so begann Bing´s Kampf mit den großen Herausforderungen der Suche – Präzision, Modifikation und Dauer. Dies unter den aktuell bekannten Werten: Nur eine von vier Suchen ist erfolgreich. In 42% der Such-Sessions werden die Suchbefehle verändert. Und: 50% der Such-Zeit werden in 5% der Sessions produziert.
Bing´s Ziele steckte man offiziell lieber mit Begrifflichkeiten als Zahlen ab. Man möchte den Such-Erfolg des Users natürlich verbessern und präzisieren. Ob das letztendlich bedeutet, das zwei von vier Suchen erfolgreich sind oder gar drei oder irgendwas marginal über einer von vier Suchen, weiß so richtig niemand. Auch soll Bing besser organisiert sein als andere Suchmaschinen. Was mit „Schnelleres Klicken mit visuellreichen Ergebnissen“ gemeint ist und war, erschließt sich mir noch nicht ganz. Aber wichtig, Bing möchte uns wertvolle Suchzeit ersparen. „Weniger Zeit und Klicks für die wichtigsten Aufgaben“ heißt es in Andreas Bodes Präsentation.

Lokale Suchen sollen verstärkt mit Relevanz ausgestattet und verknüpft werden. Sucht man nach Scott´s Restaurant in London, gibt es Infos zum Laden und bestenfalls einen groben Überblick über die Speisekarte, sowie eine Karte mit Parkmöglichkeiten in Scott´s Restaurants Nähe. Das kennen wir bereits im Ansatz von Mitbewerbern.

Auf direkte Fragen möchte man in Zukunft direkte Antworten finden können und stuft die Bereiche Cricket, Tennis, Twitter, Schnee Report, Finanzen, Referenz, Kino, Fußball, Attraktionen, Autos und Lotto dafür als besonders attraktiv ein.  Funktioniert in Deutschland noch nicht – wir sind noch beta.

„Besser organisieren“

Das Standard-Gallerie-Prinzip, welches wir von Google kennen, ist ebenfalls Teil des Bing-Portfolios. In der After Search Navigation unterscheidet sich Bing nur minimal von Google und bietet dem User an, noch zwischen „genauen Nahaufnahmen“ und einem „Portrait“ zu unterscheiden – oder auch dem Format und der Farbe. Persönlich gefallen mir diese kleinen Features, denn ab und an benötigt man ja doch ein etwas spezielleres Bild.

Weiterhin unter der Flagge „Besser organisieren“ läuft das Projekt „Visual Search Gallerien“. Was das soll, verdeutlicht die Abbildung. Sucht man nach den Prime-Ministern Großbritanniens, kann das Ergebnis durchaus über eine Gallerie dargestellt sein. Diese Visual Search Gallerien stellen oft nachgefragte Inhalte optisch ansprechend dar. Realisiert werden können / sollen die Ergebnisse auf diese Art und Weise für Reiseziele, Hundearten, Staatschefs, Oscar Sieger, Fußballspieler etc. – also so gut wie alles, was sich in irgendeine feste und bleibende Ordnung bringen lässt.

Weiterhin plant man, Produktsuchen zukünftig über eine Integration mit dem Anbieter Ciao zu steuern. Wie das aussehen soll, zeigt die Abbildung.  Derzeit verweist die Shopping-Suche noch direkt zu Ciao. Wird es irgendwann mal so sein, wie gewünscht, soll es uns die Suche während unseres Online-Shopping-Erlebnisses vereinfachen.

Index, Suchfragenanalyse, Ranking

Aber was meint Bing nun mit Relevanz ? Ohne diese drei Schlagworte in eine Ordnung bringen zu wollen, sind damit gemeint: die Index-Qualität – also das Indizieren der „richtigen“ Dokumente. Dass „richtig“ und „falsch“ im Netz relativ schwierig zu unterscheiden ist, erklärt sich fast von selbst. Schlagwort zwei: Suchanfragenanalyse. Darunter fallen Überlegungen, Suchanfragen direkt zu verändern, um gleich optimierte Suchergebnisse ausgeben zu können, ohne dass die Suche durch den Suchenden direkt verändert wird. (Versteht man das noch? ) Eigentlich clever gedacht, ob es praktisch ebenso funktioniert, wie theoretisch angenommen, wird es wohl noch ein Weilchen dauern. Schlussendlich fehlt noch das Stichwort „Ranking“ und Bing fragt sich wie alle anderen auch „Wie sorgen wir dafür, dass die Reihenfolge stimmt  und das tatsächlich beste Ergebnis an erster Stelle steht?“. Und dazu muss Bing nun erst einmal messen, messen, messen…

Schließlich warfen wir zusammen noch einen Blick auf die Anzahl URLs im Index von bing, Google und Yahoo und erkannten das hier: Bing scheint mit dem Indexieren der URLs schon ganz gut vorangekommen sein – wie wir aber wissen: Quantität muss nicht gleich Qualität sein und erst recht nicht im Bereich der Suchmaschinen.

Anzahl der URLs im Index

Im Februar noch selbstauferlegt, dass katastrophale Suchergebnisse vermieden werden müssen, hat sich mit dem Fallbeispiel “Bonner Rathaus” noch nicht viel verändert. Wir wissen, 10% bis 15% der Suchanfragen enthalten Schreibfehler, seien es fehlende Buchstaben oder Ausrutscher auf der Tastatur. Hinzu kommen noch “echte” Rechtschreibfehler. Und gab man im Februar noch das „Bonner Rathaus“ bei Bing als „Bonnrerathaus“ ein, erhielt man…Nichts. Heute – knapp drei Monate später – sieht das Suchergebnis leider immer noch so aus.

Nein, liebes Bing, ich meinte auch nicht “bonn re rathaus”. Werfen wir einen Blick zu Google. Google hat durch uns natürlich viel in den letzten Jahren lernen können und schlägt mir zwei sinnvolle Ergebnisse und eine Korrektur-Suche vor. Bestens.

Und auch im Bereich morphologischer oder linguistischer Variationen muss Bing noch einiges dazu lernen. Sprachenabhängige Begrifflichkeiten müssen zugeordnet werden (bspw.: Basketball vs. Korbball) und schnell stößt man damit an Grenzen maschineller Lernmethoden. Abkürzungen, Synonyme und umgangssprachliche Eigenheiten bedürfen eines enormen Kontext-Feeds, um gute Ergebnisse in den SERPS (Search Engine Result Pages) zu liefern. Wie jedoch soll eine Suchmaschine gut und schnell lernen, die im Gegensatz zur Konkurrenz kaum genutzt wird ?

Dazu vergleicht sich Bing selbst mit der relevanten Konkurrenz und führt dazu “Side-by-Side Experimente” durch, sowie Live Experimente mit einer kleineren Anzahl von Usern. Größere Testsets lässt Bing im Bereich der Rechtschreibfehler laufen – anders kann auch kaum schnell gelernt werden und neue User würden wohl noch schneller verschwinden, als sie es eh schon tun. Weiterhin bedient sich Bing an lokalen Experten als “Such-Bewerter”.

Andreas Bodes Fazit: Der Bereich “Search” ist im Aufbruch und Innovationen sind nötig und möglich.

Mein Fazit: Klingt schön, wird noch ewig dauern – aber relevante Konkurrenz wird den Google-Markt beleben!

Alexa Traffic-Rank – google.com vs. bing.com

Wer schreibt hier? Jasmina

Hi! Ich bin Jasmina, die Autorin von onlinelupe.de. Seit 2010 schreibe ich hier über digitales Arbeiten und Selbständigkeit im Internet.

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