Dass wir es in der Entwicklung des Internets immer wieder mit neuen Begrifflichkeiten zu tun haben, ist nichts überraschendes. Überraschend ist jedoch die Beobachtung des Erscheinens und des Durchsetzens neuer Begriffe. Web 2.0 oder Social Media sollte inzwischen einigen geläufig sein, wahrscheinlich gibt es aber auch ebenso viele Menschen, die noch nie mit diesen Worten in Berührung kamen. Und während wir uns alle intensiv mit Neuheiten und Spitzfindigkeiten des Web 2.0 und der Social-Media-Ära beschäftigen, schleicht sich allmählich das Web 3.0 ins Netz.
Was ist Web 3.0 ?
Die Definition der Begrifflichkeiten Web 2.0, sowie Web 3.0 wird stets diskutiert und gleicht einer never ending story. Deswegen möchte ich mich schlicht darauf festlegen, dass es im Web 2.0 im allgemeinen um ein neuartiges Netwerkverständnis geht, um das Suchen, Finden und Multiplizieren von Informationen und Wissen. „Produkte“ des Web 2.0 sind beispielsweise Youtube, Wikipedia, Facebook, Twitter, Tags, Blogs, Flickr, etc.. (Obwohl um die Auslegung der Blogs als Element des Web 2.0 noch immer gestritten wird.)
Und wenn man etwas Web 2.0 nennt, dann muss es früher oder später auch ein Web 3.0 geben. Wie beim Web 2.0 gibt es auch beim Wortlaut Web 3.0 bislang keine Definition, die für alle zufriedenstellend wäre. Im Großen und Ganzen wurde jedoch vor allem von Tim Berners-Lee angestoßen, unter Web 3.0 das semantische Web zu begreifen.
Was uns das Web 3.0 bringen soll
Semantik bzw. das semantische Web basiert auf einer starken technisch-strukturellen Grundlage und stützt sich auf die Prognosen des unaufhörlichen Informationszuwachses im Web.Im Jahr 2007 umfasste das Netz noch 281 Exabytes bzw. 281 Billionen Gigabytes an Daten und diese Menge generierter, erfasster oder replizierter Informationen überstieg erstmals den verfügbaren weltweiten Speicherplatz. Für das Jahr 2011 schätzt man ein verzehnfachtes Informationsvolumen und Experten schätzen damit gerade erst den Beginn des „Information Overload“.
Wenn sich Informationen so schnell generieren und multiplizieren, wie soll es dann irgendwann noch möglich sein, die richtigen Informationen, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu erhalten ?
Hilfestellung und Koordination soll hier die Logik des semantischen Webs sein. Diese Logik erlaubt es, Beziehungen zu erstellen. Artikel, Produkte, Inhalte, Autoren, Hersteller, Personen usw. werden in naher Zukunft untereinander verknüpft – inhaltlich, strukturell, kontextuell.
Es erfolgt so eine Bewertung von Webinhalten, die komplett auf Informationstechnologie basiert UND die Suche von morgen wird sich für den User stark von der heutigen unterscheiden. Während wir inzwischen schon gut trainiert sind, Begriffe bei Google so zu kombinieren, um möglichst sinnvolle Suchergebnisse zu erhalten, soll das semantisch Web Suchen vereinfachen und menschlicher gestalten. Suchanfragen erhalten wieder den ursprünglichen Charakter einer Suche, denn sie werden vorwiegend aus Fragen bestehen. Und auf Fragen, wie „Welche Maler wurden in der Renaissance in Frankreich geboren?“ wird es eindeutige Antworten UND inhaltliche, strukturelle und kontextuelle Beziehungen geben.
Web 3.0 für den Online-Handel
Semantik eröffnet auch dem Online-Handel neue Perspektiven. Bereits heute arbeiten einige Online-Shops mit semantischen Ansätzen. Dies beispielsweise auch der Online-Händler Home of Hardware. Gleich auf der Startseite könnte man in den Suchschlitz nun folgendes eingeben „Notebook klein leicht mit Webcam„. Ich muss im Web 3.0 also nicht mehr wissen, wie viel Kilo ein Notebook wiegen darf, damit es leicht ist oder wie groß es sein darf, damit es klein genug ist. Diese Dinge weiß das Web für mich.
Und schließlich bekomme ich ein Suchergebnis mit Geräten bis 3 Kilo, zwischn 7 und 13 Zoll und mit Webcam angezeigt. Es sei erwähnt, dass dies nur ein kleiner Ansatz dessen ist, was das semantische Web noch leisten möchte. Dass es bald schon unbedingt notwendig sein wird, Web-Informationen zu strukturieren und zueinander in Beziehungen zu setzen, ist für viele Bereiche unabdingbar. Fraglich ist, wie viel Zeit das Web 3.0 benötigen wird, um erst einmal so richtig ins Gespräch zu kommen. Ganz zu schweigen von neuen Anforderungen an Suchmaschinenoptimierung, Linkbuilding und vielem mehr.