
Beim Wunsch nach beruflicher Umschulung stehen drei Möglichkeiten zur Verfügung: die betriebliche Ausbildung mit Berufsschule, die Berufsschule mit Praktikum sowie die überbetriebliche Umschulung bei einem privaten Bildungsträger. Die Letzteren sind die eigentlichen Spezialisten für Online-Umschulungen. Auf sie wollen wir deshalb den Fokus legen und Ablauf, Kostenfrage sowie Zeitaufwand für Online-Umschulungen näher beleuchten.
Übliche Wege zur Umschulung – allgemeine Voraussetzungen für die Kostenübernahme
Üblicherweise werden Umschulungen von den sogenannten Leistungsträgern finanziert. Das sind vor allem die Agentur für Arbeit und die gesetzlichen Rentenversicherungen. Sie übernehmen die Kosten in Fällen, bei denen ein tiefgreifendes Problem bei der Arbeitsmarktperspektive besteht oder die Gesundheit einen Wechsel erfordert.
Konkret heißt das: Wer seit Jahren arbeitslos ist oder aus anderen Gründen nicht am Arbeitsleben teilgenommen hat (beispielsweise wegen Kindererziehung) oder wem im Zukunft ein erkennbarer Arbeitsplatzverlust droht, kann eine Umschulung bekommen.
Ebenso gilt das, wenn gesundheitliche Einschränkungen jedweder Art eine Weiterbeschäftigung im bisherigen Beruf unmöglich machen. Notwendiger Weise muss wegen dieser Gründe eine abgeschlossene Berufsausbildung existieren, um überhaupt umschulen zu können. Bevor die Leistungsträger Kosten übernehmen, prüfen sie eine Reihe von Voraussetzungen.
Sie erheben zur Bedingung, dass für ein angestrebtes Berufsziel erfolgversprechende Jobperspektiven sowie persönliche Eignung vorliegen. Außerdem werden die Kosten nur dann übernommen, wenn die Umschulung bei einem anerkannten Bildungsträger absolviert wird. Das gilt bei Inhouse-Umschulungen und bei Online-Umschulungen gleichermaßen. Bildungsträger, die eine Online Umschulung anbieten, müssen also eine anerkannte Zulassung haben.
Die Prüfungen der vielen Voraussetzungen kosten eine gewisse Vorlaufzeit, bevor eine Umschulung starten kann. Allgemein ist es nicht leicht, eine Umschulung von den Leistungsträgern finanziert zu bekommen. Vor allem Arbeitsagenturen entscheiden sich meistens nur für einfache Weiterbildungen, da Umschulungen recht kostspielig sind.
Was unterscheidet eine Online-Umschulung von Inhouse-Umschulungen?
Vor allem private Bildungsträger setzen zunehmend auf das Prinzip Online-Unterricht. Für sie entsteht der Vorteil, dass sie sowohl Lehrkräfte als auch Schulungsteilnehmer ortsunabhängig rekrutieren können.
Bei Inhouse-Umschulungen müssen ausreichend viele Umschüler am gleichen Wohnort leben und die Kurse im gleichen Zeitraum belegen. Unterschiedliche Ausbildungsgänge, die gleichzeitig stattfinden, erfordern vor Ort eine größere Zahl ausbildungsbezogener Unterrichtsräume. Diese Inhouse-Bedingungen sorgen beim Ausbildungsangebot für begrenzte Ressourcen.
Bei der klassischen Umschulung können eher wenige Ausbildungsgänge in längeren Zeitabständen angeboten und durchgeführt werden. Bei Online-Umschulungen melden sich die Teilnehmer zwar beim Bildungsträger vor Ort an. Aber in den Online-Kursen werden Umschüler aus ganz Deutschland gemeinsam unterrichtet. Das erlaubt den Bildungsanbietern, recht viele Ausbildungsgänge zeitgleich möglich zu machen und sie in kurzen Zeitabständen zu wiederholen.
Dass eine Umschulung ausfallen könnte, weil sich an einem bestimmten Ort zu wenige Interessenten finden, ist somit eher ausgeschlossen. Insgesamt entsteht durch die Online-Umschulung eine höhere Effizienz, bei der auch Teilnehmer ohne lange Wartezeiten einen Kurs starten können. Durchgeführt wird der Online-Unterricht wahlweise in Unterrichtsräumen des Bildungsträgers oder im Home-Office. Wenn ein Bildungsträger in seinen Unterrichtsräumen die Computertechnik zur Verfügung stellt, bietet er oft auch die Home-Office-Variante an. In dem Fall kann man die Computertechnik ausleihen und für die Zeit der Umschulung zuhause nutzen.
Wie läuft die Online-Umschulung ab und für welche Berufe ist sie geeignet?
Im Wesentlichen ersetzt der Online-Unterricht die Unterrichtsphasen in einer Berufsschule. Es wird also Berufsschul-Unterricht in Remote-Form umgesetzt. Über Videotechnik und Kopfhörer stehen die Teilnehmer und Lehrkräfte in Verbindung. Zum Einsatz kommen die klassischen Unterrichtsmethoden.
Es gibt Lehrervorträge, Übungspapiere zum Download sowie Phasen von Gruppenarbeit. Dafür können sich die Online-Teilnehmer meistens in eigene Chatrooms zurückziehen, um dort gemeinsam eine Aufgabe zu erarbeiten. Teilweise bieten die Bildungsträger auch eine virtuelle Umwelt an, in der man sich mit einem eigenen Avatar gemeinsam mit Avataren anderer Teilnehmer bewegt. Da die Online-Umschulung vor allem digitale Techniken einsetzt, ist sie nicht für alle Berufe gleichermaßen gut geeignet.
Einige Berufsbilder erfordern fundierte handwerkliche bzw. motorische Fähigkeiten – beispielsweise gilt das für Sanitärtechniker oder Physiotherapeuten. Solche Berufe können nur eingeschränkt über eine reine Online-Umschulung erlernt werden. Manche private Bildungsanbieter arbeiten daran, solche Probleme zu überwinden.
Sie setzen teilweise Techniken der Augmented Reality ein, um handwerkliche Fähigkeiten wie Schweißen zu lehren. Praktika gehören oft ebenfalls zur Umschulung. Die Bildungsanbieter gehen dafür Kooperationen mit Betrieben ein. Das erlaubt den Umschülern, reale Erfahrungen mit den Arbeitsabläufen in Unternehmen zu machen. Doch auch die Praktika können durch virtuelle Simulationen einsetzt werden. Viele Berufe haben eine natürliche Nähe zu Computerarbeit, digitalen Techniken und Büroumgebung. Genau diese Berufe eignen sich besonders gut für Online-Umschulungen. Dazu gehören kaufmännische Berufe, Umschulungen in den IT-Sektor mit Schwerpunkt Informatik oder digitale Medienberufe.
Wie lange dauert eine Online-Umschulung?
Die Dauer einer Online-Umschulung hängt von vielen Faktoren ab. Zuerst einmal steht die Frage im Raum, ob diese Zweitausbildung in Vollzeit oder Teilzeit absolviert werden soll. Wer Kinder hat, sich um kranke Angehörige kümmert oder aus gesundheitlichen Gründen keine 40-Stunden-Ausbildungswoche leisten kann, erhält mit einer Teilzeitausbildung die gleichen Chancen auf Umschulung wie Teilnehmer ohne diese privaten Hinderungsgründe. Allerdings verzögert eine Teilzeitausbildung das Lerntempo und diese Variante dauert automatisch länger.
Jeder Umschüler bringt außerdem persönliches Vorwissen mit. Wer schon in einigen Berufsbereichen Vorkenntnisse hat, kann sie sich anrechnen lassen. Auch das verkürzt die Ausbildungszeit. Die generelle Idee der Umschulung ist, dass sie eine kürzere Zeit beanspruchen soll als die berufliche Erstausbildung. Die grobe Berechnung sieht so aus: Benötigt ein Ausbildungsberuf in der Erstausbildung drei Jahre Zeit, soll der gleiche Beruf in einer Umschulung nur zwei Jahre Zeit erfordern. Es wird berücksichtigt, dass alle Umschüler schon früher in ihrem Leben eine Ausbildung absolviert haben und deshalb ganz allgemein einen Erfahrungsschatz mitbringen, der solche Verkürzung rechtfertigt. Teilweise kann eine Umschulung noch schneller absolviert werden. Insgesamt hängt der konkrete Zeitplan für die Online-Umschulung also von vielen individuellen Voraussetzungen ab.
Kosten und Fördermöglichkeiten
Wer eine Online-Umschulung plant und sie nicht von den Leistungsträgern finanziert bekommt, steht vor der finanziellen Frage. Dabei sind zwei Kostenpositionen zu bedenken. Zum einen sind die Schulungskosten aufzubringen. Dabei hängt die Kostenhöhe von der Art und Dauer der Umschulung ab. Zum anderen gehören auch die allgemeinen Lebenshaltungskosten während der Online-Umschulung zu den Kostenpositionen.
Bei Unterstützung von Arbeitsagentur oder Rentenkasse besteht ein klarer Vorteil. Diese Leistungsträger finanzieren nicht nur Umschulungskosten, sondern übernehmen auch die Unterstützung zum Lebensunterhalt in Form von Arbeitslosengeld oder Reha-Leistungen. Alle anderen Umschulungs-Interessierten müssen nach finanziellen Lösungen suchen. Es gibt durchaus noch weitere Fördermöglichkeiten. Ob sie greifen, hängt von den persönlichen Voraussetzungen ab.