Mit dem heutigen Tag gibt es mal was neues in der Onlinelupe. In einigen Blogs sind Interviews ja bereits ein fester Bestandteil des „Artikelsortiments“. Ich persönlich habe mich bislang immer noch ein wenig davor gesträubt, da ich weder einen „Abklatsch“ anderer Blogs gestalten, noch die gleichen Personen im Interview hier vorstellen wollte. Deswegen kam es mir ganz gelegen, dass sich vor kurzem ein wirklich toller Kontakt zu Nils Mahler, einem der Gründer der Telefondolmetscher-Plattform lingoking.com, ergab.
Da ich die Idee des Münchner StartUps ziemlich interessant finde, kam kurzerhand nachfolgendes Interview mit Nils zustande, in welchem es nicht nur um das Telefondolmetschen, sondern auch um die verschiedene Phasen, Hürden und Strategien der Realisierung einer eigenen Online-Plattform geht. Ich hoffe, dass Euch dieses Interview einen etwas persönlicheren Eindruck der Idee hinter lingoking vermittelt und ihr damit zukünftig eine Lösung für eventuelle Sprachbarrieren parat habt. ;-)
Hallo Nils! Ich freue mich, dass es mit einem Interview geklappt hat! Stelle Dich bitte kurz meinen Lesern vor.
Hallo Jasmina. Freut mich sehr, dass du deinen Lesern lingoking vorstellen möchtest. Ich bin Nils Mahler, einer der Gründer von lingoking. Bevor wir 2010 lingoking gegründet haben, war ich als Produktmanager für ein anderes Startup in München tätig. Hier konnte ich eine Menge lernen, bevor ich den Schritt zusammen mit meinem Team gewagt habe etwas Eigenes aufzubauen.
Mit lingoking bietet Ihr eine sehr interessante Dienstleistung an. Erzähle uns doch etwas mehr von lingoking und dem Telefondolmetscher-Service.
Über lingoking können sich Unternehmen und Privatpersonen binnen weniger Sekunden mit einem professionellen Telefondolmetscher verbinden. Lingoking baut dazu vollautomatisch
Telefonkonferenzen zwischen den Gesprächspartnern und dem Dolmetscher auf.
Lingoking hast Du zusammen mit Deinem Partner Timo Müller gegründet – wie kam es dazu?
Auf die Idee sind wir im Urlaub gekommen, auf Korsika. Wir waren mit dem Auto meiner Eltern gerade mal zwanzig Minuten auf der Insel als das Auto mit Totalschaden liegenblieb. Zunächst waren wir noch recht entspannt, wir wussten schließlich, dass wir gut versichert sind und man uns schon helfen würde. ARCD, Winterthur und auch der Hersteller Mazda waren sofort kontaktiert. Nur blieb es leider bei der Aufnahme des Schadens. Um alles andere mussten wir uns selbst kümmern: Werkstatt anrufen, Mietwagen organisieren, Rücktransport des Fahrzeugs etc.. Und das auf Französisch! Zurück in Deutschland dachten wir, wie genial es gewesen wäre bei dieser
Panne einen professionellen Dolmetscher in der Telefonleitung gehabt zu haben. So war die Idee geboren.
Zum Gründerteam gehören übrigens auch noch Christian Koch (Entwickler) und Uno Colic (Usability Design) ohne die eine so schnelle Umsetzung der Idee sicherlich nicht möglich gewesen wäre.
Wie viel Zeit hat es in Anspruch genommen, lingoking aufzubauen und an den Start zu bringen?
Wir sind erst ganz frisch mit einer Beta- Version live. Insgesamt hat es inklusive Konzeptphase ein Jahr gedauert bis unsere Plattform einsatzbereit war.
Gab es besondere Hürden, die ihr zu Beginn nehmen musstet? Würdet ihr heute irgendetwas
anders machen?
Es gab viele Hürden. Die wichtigste war natürlich ein perfektes Team aufzubauen. Das ist gar nicht so einfach. Wir hatten den Vorteil, dass wir uns alle schon von der Arbeit bei einem anderen Startup kannten. Wir wussten also um die Stärken und Schwächen der anderen.
Dann ist natürlich immer das Thema Finanzierung präsent. Hier haben wir am Anfang vom Gründerzuschuss und kleineren Nebenjobs das Überleben gesichert. Anfang dieses Jahres haben wir eine kleine Finanzierungsrunde abgeschlossen.
Heute würden wir sicherlich früher auf Kunden zu gehen, um mit einem größeren Kundenstamm die beta-Phase zu meistern.
Ein Dolmetscher-Service lebt natürlich auch von Dolmetschern. Wie arbeitet ihr mit Dolmetschern zusammen?
Von Dolmetschern erhalten wir wirklich tolles Feedback. Man muss die Dolmetscher auf seine Seite bringen, sie fair vergüten und ihnen einen guten Service anbieten, das erst einmal vorweg.
Ein wichtiger Baustein ist das Thema Qualität: Unsere Dolmetscher verfügen entweder über einen Universitätsabschluss an einer anerkannten Hochschule oder wurden gerichtlich beeidigt. Diese Qualitätskriterien sind nicht nur für unsere Kunden sehr wichtig sondern auch für Dolmetscher die sich auf unserer Plattform registrieren und sich mit ihr identifizieren wollen.
Der Auftragsprozess auf lingoking funktioniert super simpel: Sobald ein Dolmetscher von uns geprüft wurde, erhält er Aufträge auf lingoking per Email oder dem Notifier (Eigenentwicklung ähnlich zu Skype). Das heißt, der Dolmetscher arbeitet von zu Hause an seinem Rechner und nimmt Aufträge entgegen. In der Regel dauert es nicht länger als 5 Minuten bis ein Dolmetscher vermittelt werden konnte. Bei seltenen Sprachkombinationen kann es natürlich auch mal länger dauern.
Nun mal zu den Details : Wie funktioniert so ein Telefongespräch mit einem Dolmetscher?
Als Kunde geht man auf unsere Website und klickt auf „Dolmetsch-Service“. Dort hinterlässt man seine Telefonnummer, die Sprache die man spricht und wählt ein Thema (Beispiel Marketing). Danach gibt man noch die Telefonnummer und die Sprache des Gesprächspartners an, den man anrufen möchte. Anschließend wird eine Telefonkonferenz zwischen Auftraggeber und Dolmetscher erstellt. Hier hat der Auftraggeber Zeit für ein kurzes Briefing des Dolmetschers (Fachvokabular, Gesprächsziel etc.). Im Anschluss holt der Dolmetscher den Gesprächspartner in die Telefonkonferenz und das Telefondolmetschen beginnt.
Ist das Internet euer bedeutendster Marketing-Kanal? Wie nutzt ihr diesen?
Das Internet nutzen wir vorwiegend um Leads zu generieren. Kunden akquirieren wir bis dato vor allem via Dialogmarketing (Telefon, Gutscheinaktionen, Empfehlungen).
Ihr habt natürlich auch Profile/Präsenzen bei Facebook, Xing, Twitter & Co.. Zu welchem Zweck nutzt ihr diese Netzwerke und welchen Rückfluss erhaltet ihr aus diesen? Oder ist es aus Eurer Sicht eher ein „must-have“, in diesen Netzwerken aktiv zu sein?
Bevor wir eine Website hatten, hatten wir eine Facebook Fanpage. Klar, die meisten Fans kennen wir noch persönlich, aber auch ein paar Dolmetscher sind unter den Fans und halten sich über lingoking auf dem Laufenden.
Facebook eignet sich hervorragen um den Leuten ein Gefühl zu geben wie wir Unternehmer ticken, was uns antreibt, wie wir unser Büro gestalten. Das sind auch die Dinge, auf die die eigenen Facebook-Fans scharf sind. Sie wollen nicht über langweilige Statistiken oder Features informiert werden. Das ist so ein erstes „Learning“. XING nutzen wir Gründer, um Kontakte direkt anzugehen und um für Vertrauen bei Kunden und Partner zu werben.
Twitter nutzen wir bis dato noch nicht so richtig, muss ich gestehen. Das liegt vielleicht auch daran, dass wir Twitter privat nur selten genutzt haben.
Gerade aus Eurer Geschichte zur Gründung von lingoking lässt sich ableiten, dass ein mobiler Zugriff auf lingoking von Nutzen sein kann. Unternehmt ihr etwas in Richtung Mobile Marketing/Service? Gibt es bspw. eine eigene App?
An der iphone App arbeiten wir schon! Wann die rauskommt ist aber noch nicht ganz klar, da wir natürlich noch mit begrenzten Ressourcen arbeiten müssen und uns erst einmal auf die
Weiterentwicklung der Online Plattform konzentrieren. Aber klar, wir freuen uns auch schon mega darauf wenn man unsere Dienstleistung mit seiner App auf dem Smartphone aufrufen kann. Das ist ein echter Mehrwert, gerade für Geschäftsreisende die unterwegs einen Dolmetscher benötigen.
Welche Ziele habt ihr in naher und in ferner Zukunft? Oder anders gefragt: wo seht ihr lingoking in einem und in fünf Jahren?
Das nahe Ziel lautet: Proof of concept, erste Kunden und dann volle Fahrt voraus mit einem super Team, das wir jetzt so langsam aufbauen. Und natürlich spielt auch Internationalisierung eine Rolle. Noch sind wir ja die einzige Online Plattform für Telefondolmetschen weltweit, das wollen wir natürlich ausnutzen.
In fünf Jahren wollen wir uns als Online Plattform für Telefondolmetschen national und international etabliert haben! Natürlich gibt es auch noch ein paar andere innovative Ansätze die wir intensiv verfolgen: Wir haben eine extrem innovative Technologie und einen Dolmetscherpoool der bereits jetzt ca. 580 professionelle Dolmetscher umfasst. Damit kann man eine ganze Menge spannender, neuer Services herausbringen die die internationale Kommunikation für Unternehmen wie Privatpersonen grundlegend vereinfacht.
Und zu guter Letzt: Welche Tipps könnt ihr Jungunternehmern im Online-Bereich auf den Weg geben?
Sprecht mit anderen Gründern über euer Vorhaben, tauscht euch aus; Das Team ist am Ende wirklich, wirklich, wirklich entscheidend, deshalb lasst euch im Zweifel lieber etwas mehr Zeit bei der Suche nach geeigneten Mitgründern; Ein persönlicher Tipp: Sucht euch eine Nische! Bei einem Thema auf das gerade alle heiß sind, verbrennt man sich die Finger.
Da wir aber selbst noch Jungunternehmer sind, der beste Tipp zum Schluss: Von anderen lernen ohne dabei ständig vom eigenen Pfad abzukommen!
Vielen Dank, Nils, dass Du Dir die Zeit genommen hast, die Fragen zu beantworten! Ich finde die Idee hinter lingoking überzeugend und wünsche Euch weiterhin viel Erfolg!
Und nun seid ihr gefragt: was sagt ihr zu lionking? Ist es ein Dienst, den ihr privat oder beruflich nutzen würdet? Oder schätzt ihr die Nachfrage eher gering ein?