Facebook? Aber wir machen doch Brombeermarmelade!

Als aufmerksame Radiohörerin fällt mir auf die Frage „Warum Facebook für mein Vorhaben?“ der Radiospot von www.meinersterradiospot.de (WDR) ein, der eine ähnliche Fragestellung zum Thema Radiowerbung beantwortet. Ich vermute, dass den Spot nicht alle Leser kennen. Leider habe ich ihn auch nirgends gefunden, um ihn hier einzubinden. Letztlich geht es jedoch um die Antwort auf die Frage „Warum Radio-Werbung? Immerhin gehöre ich oder mein Unternehmen nicht zu den Media Märkten, Real Markendiscounts und Deichmanns dieser Welt.“. Und wunderbar einfach macht es der oben genannte Spot vor, wie auch Seifenblasen oder Brombeermarmelade durchaus repräsentativ im Radio beworben werden können.

Ähnlich stellt sich vermehrt die Frage „Warum Facebook?“. Dies gilt weniger für Blogger oder Webworker, sondern vielmehr für Unternehmen, selbst wenn sie bereits im Online-Bereich aktiv sind. Ein persönlicher Eindruck Vorweg: auch ich habe noch meine Akzeptanz-Schwierigkeiten was die Nutzung von Facebook im privaten Bereich betrifft und hauptsächlich mit Datenschutz-Diskussionen und Usability-Problematiken einher geht. Wenn es jedoch um die Nutzung der Plattform im Hinblick auf meinen Blog oder im unternehmerischen Bereich geht, dann ist es nicht nur ein persönlicher Eindruck, sondern auch durch Studien bewiesen: Facebook als Plattform für positive Online-Reputation, strategisches Online-Marketing oder gezielte Online-PR zu nutzen, ist nicht nur ein moderner Mythos 2.0, sondern effektive Ansprache und Kommunikation mit der eigenen Zielgruppe und somit auch ein möglicher Absatz-Kanal.

500 Millionen Menschen können nicht irren?

In den nächsten Monaten wird Facebook auch schon einen weiteren Meilenstein erreicht haben: Die magische 600 Millionen User-Marke. Bereits die ersten 500 Millionen User wurden gefeiert. Gern wird es so ausgelegt, als könnte man all jene Nutzer auch digital erreichen – das ist schlichtweg Geplänkel. Aber was ist, wenn man bereits1% der 15.096.500 aktiven Facebook-Nutzer in Deutschland ansprechen könnte? 150.965 Personen sind auch schon eine ganze Menge. Fakt ist: Facebook polarisiert. Und ein weiterer Fakt ist: Kaum ein anderer digitaler Ort zieht derzeit so viele Menschen an und gibt Unternehmen die Möglichkeit genau diese Personen direkt anzusprechen. Selbst wenn ein Produkt mit einem guten TV-Spot zu einer guten Sendezeit von deutlich mehr Menschen gesehen wird, so gibt das Web ihnen die Möglichkeit, sich darüber auszutauschen. Damit landet man schließlich beim Thema „virale Effekte“ und auch wenn es sich bei den folgenden Beispielen nicht um werbende Unternehmen handelte, erinnere ich an dieser Stelle nur an die rasend schnelle Verbreitung des „Blumenkübels„, des Videos der Britin, die eine Katze in eine Mülltonne warf oder die großen Online-Bewegungen hinsichtlich der Bundespräsidenten-Wahl 2010 über alle Plattformen hinweg.

Themen, die Menschen bewegen oder mögen, werden mit einer riesigen Community geteilt – manchmal ist es die Wichtigkeit der Information selbst, manchmal ein Stück Selbstdarstellung, manchmal Entertainment.

Konsumenten-Macht und Mitsprachemöglichkeiten

Ende Juni 2010 äußerte sich der United-Internet-Media-Vorstand Matthias Ehrlich so zum Thema Social Media: „Es gibt Bereiche, in denen klassische Onlinewerbung einfach schlecht funktioniert. In sozialen Netzwerken wird selten ein konkretes Thema verfolgt (..) In einer Welt, wo hauptsächlich ‚gequatscht‘ wird, ist keine gezielte Markenführung möglich. Facebook-Fanseiten und Co werden maßlos überschätzt.“ (Quelle: internetworld.de)

Verwirrende Worte eines Vorstandes eines Online-Unternehmens, welche einen regelrechten Sturm der Entrüstung erzeugten und so äußerte sich Uwe Hiltmann (Unternehmensberater) wie folgt auf oben zitierte Aussage: „Die Aussagen von Herrn Ehrlich wirken auf mich leider wie das Pfeifen im Walde – wenn ich nur laut genug pfeife, dann wird mir schon nichts passieren. Er hat scheinbar nicht verstanden, dass mittlerweile die Konsumenten durch das Internet immer mehr Macht und Mitsprachemöglichkeiten erhalten haben – und fordern! (Quelle: internetworld.de)

Ich denke, es ist nicht schwer zu erraten, dass auch ich eher einem Herrn Hiltmann zustimme. Es sei mal ganz dahingestellt, wie lang ein Facebook-Hype noch anhalten wird. Der von mir bereits genannte Fakt , Facebook durchaus als ein aktuelles digitales Mekka ganz normaler Menschen betrachten zu können, die sich zu allen wichtigen und unwichtigen Dingen des Alltäglichen und des Weltgeschehens austauschen und diese für mich als Unternehmen meines Erachtens zumindest technisch so einfach wie noch nie anzusprechen sind, sollte Herrn Ehrlich doch nochmal zu denken geben.

Weniger Drama – Blogger & Facebook

Facebook DramaFür Blogger ist das Thema Facebook weniger dramatisch – was auch ganz gut so ist. Ein Facebook-Profil hat man meist eh schon, bis zur Fanpage für den Blog ist es dann nicht mehr weit. Insgesamt macht es den Anschein eines entspannten Umgangs. Hier wird mal ein Link gepostet, da mal ein Video und dort mal eine kurze Message an die Fans der Fanpage. Inhalte werden geteilt, kommentiert, diskutiert – und im Vergleich zum „Gehabe“ der Unternehmen stellt sich dann doch die Frage: Wo ist das Problem?

Ist es schwieriger ein Unternehmen digital zu kommunizieren? Ist die Angst vor digitaler Rufschädigung in einem Unternehmen größer, die Informationsverbreitung unkontrollierter oder sind Blogger einfach nur sicherer im Umgang mit dem Kanal selbst? Haben Unternehmen Angst vor ihren Kunden und deren Meinung oder trauen sie sich die digitale Kommunikation nicht zu – oder ist es vielleicht die Angst, dass es erst gar keine Resonanz der Kunden gibt? ..oder dass sie so öffentlich, menschlich und nachvollziehbar agieren ohne sich hinter einem Plakat-, Spot- oder Banner-Slogan verstecken zu können? Müssten Blogger theoretisch nicht ebenso ängstlich sein? Immerhin gibt es auch hier einen (persönlichen) Ruf zu verlieren.

Antwortmöglichkeiten auf diese Fragen gibt es ebenso viele wie Zielstellungen im Umgang mit Facebook oder Gründe gegen Facebook. Dazu mehr aber in den kommenden Teilen der Artikelserie.

Ja zu Facebook – ein Pauschalvorteil?

In all der Facebook-Pro-Argumentation möchte ich nicht vergessen zu erwähnen, dass es meines Erachtens nicht für jedes Unternehmen Sinn macht, bei Facebook so aktiv zu sein, wie es bereits große Marken vormachen. Dort vertreten zu sein und den Usern zumindest einen vernünftigen Facebook-Landeplatz mit guten grundlegenden Infos anzubieten, kann förderlicher sein, als permanent etwas zu posten, nur um etwas zu posten und dabei den Anspruch qualitativer Information der User zu vernachlässigen. Im Laufe der Artikelserie werde ich diesbezüglich auf einige Beispiele eingehen und meine Theorie erläutern.

Gründe für die unternehmerische Nutzung von Facebook

Letztlich stellt sich jedoch immer wieder die Frage, warum eigentlich sollte ein Unternehmen, Projekt, Blogger, Webworker…Facebook nutzen? Neben vielen individuellen Gründen und Zielen gibt es ein paar, die auf nahezu alle dieser Gruppierungen zutreffen:

1. Relative Relvanz

Facebook gehört inzwischen nach Google zu den Top Sites weltweit (Alexa Global Top Sites) und wächst weiterhin nahezu unaufhaltsam. Bricht man diese relative Relevanz auf Online Marketing Maßnahmen herunter, lässt sich sagen, dass nur noch SEO und SEM mit Google Adwords die Relevanz einer Facebook-Seite übertreffen.

2. Kommunikation und Bindung

Kommunikation ist ein großer Teil dessen, was ein soziales Netzwerk ausmacht. Ob für die interne Kommunikation, Partner- oder Kunden-Kommunikation – jede dieser Möglichkeiten bietet Facebook.

3. Viraler Effekt

Gut ist, wer im Gespräch ist. Inhalte, die Aufmerksamkeit erzeugen, verbreiten sich nahezu automatisch und nahezu kostenfrei.

4. Image

Präsenz zeigen und mitmachen ist manchmal mehr wert als ein Lead oder Sale – Kommunikation kann und sollte auch zur Optimierung eigener Dienstleistungen oder Produkte genutzt werden.

5. Kosten

Die Erstellung einer Facebook-Präsenz ist kostenfrei – das Profil oder die Fanpage sollte zwar ansprechend sein und muss eventuell erst durch die Hände eines Designers gehen, wahrscheinlich benötigt man auch jemanden, der sich um die Seite kümmert. Im Vergleich zu anderen Online Marketing Maßnahmen sind die Kosten für eine Facebook-Präsenz jedoch relativ gering.

6. Suchmaschinenoptimierung (SEO)

Eine gut und taktisch klug gestaltete Facebook-Fanpage kann zu einem deutlich besseren Ranking beitragen. Wie es funktioniert und was bewirkt werden kann, folgt im Abschnitt 3.5 der Artikelserie

7. Marktforschung

Kunden bzw. User können direkt und unkompliziert Feedback zu den Produkten, Dienstleistungen oder Inhalten der Unternehmung abgeben. Abgesehen davon, dass auch das Unternehmen direkt mit den Kunden / Usern kommunizieren kann, ist es möglich, dass Feedback zu monitoren und für zukünftige Unternehmens-Aktivitäten auszuwerten und zu nutzen.

8. Traffic

Eine höher frequentierte Facebook Fanpage erzeugt zusätzlichen Traffic für die eigene Webseite. Die Frequentierung der Webseite kann damit nicht nur gesteigert werden, es ist außerdem möglich, User auf ganz konkrete Inhalte zu leiten.

9. Werbemöglichkeiten

Über Facebook-Ads ist es möglich, Werbung für eine definierte Zielgruppe zu schalten. Genaue Informationen zu den Werbemöglichkeiten bei Facebook folgen in Abschnitt 3.3 der Artikelserie.

10. Messbarkeit

Anfänglich war es sehr schwierig relevante Kennzahlen für die Facebook-Nutzung zu definieren oder diese gar zu messen. Inzwischen ermöglicht Facebook selbst schon einen detaillierteren Blick in die Entwicklung der eigenen Fanpage.

Fazit

Die Möglichkeiten der (unternehmerischen) Nutzung von Facebook sind nicht einfach mal so in einem Artikel abgehandelt, weswegen ich mich für eine Artikelserie entschieden habe. Dieser Artikel diente der Einführung in die Thematik und ich hoffe, dass es gelungen ist einen kleinen Überblick über viele mögliche Frage- und Problemstellungen zu skizzieren. Im Zentrum des Artikels stand die Frage: „Warum sollte man Facebook nutzen?“ – es gibt gute Gründe dies zu tun, wenngleich auch nicht jeder Grund der ultimative für jede Unternehmung ist. Ob man Coffee To Go im Franchise-Stil oder Brombeermarmelade verkauft – für nahezu jedes Produkt finden sich im Web Interessenten und Abnehmer.

Wer schreibt hier? Jasmina

Hi! Ich bin Jasmina, die Autorin von onlinelupe.de. Seit 2010 schreibe ich hier über digitales Arbeiten und Selbständigkeit im Internet.

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