Seit 8 Jahren bewege ich mich beruflich im Online Marketing. Und wie in vielen anderen Branchen auch, begegneten mir hier auch immer mal wieder die Themen Burn Out und Depression. Aber „natürlich“ nicht öffentlich, sondern meist (leider) hinter vorgehaltener Hand. Online Marketing ist schnell. Rasend schnell. Und Online Marketing ist in der Regel eine Leistungsdiszplin – konkret und sofort messbar sind Erfolg und Mißerfolg.
Und irgendwie bleibt oft das Gefühl, dass alle anderen Mitstreiter die Sache sowieso immer besser, cleverer und schneller hinbekommen als man selbst. Oder wenn ich Carina von um180grad.de aus diesem wunderbaren Artikel zitieren darf: „Die Streber, die Durchstarter, die Alles-Hinbekommer-und-das-in-weniger-Zeit-und-mit-weniger-Falten-als-Ich-Superhelden.“
Was dann bleibt ist reiner Leistungsdruck. Schließlich will man ja „den Job behalten“ oder weiterhin selbständig sein und muss von irgendwas leben und Rechnungen bezahlen.
Mit Kind als Elternpaar oder gar Alleinerziehend wird die eh schon anstrengende Kiste, noch komplizierter. Dann ist es nicht mehr nur noch der eigene Zeitplan, der über beruflichen Erfolg oder Mißerfolg bestimmt.
Dass es da zu Erschöpfungserscheinungen, Burn Out und Depression kommt, oft kaum ein Wunder. Dass darüber immernoch kaum gesprochen wird, für mich ein Unding bei so vielen Betroffenen.
Vorstellen möchte ich euch heute deshalb ein super schönes neues Projekt von meiner Online-Marketing- und Blogger-Kollegin Petra – bekannt unter anderem aus dem allerlei-themen.de-Blog.
Was Petra genau vorhat, erfährst du im nachfolgenden Interview mit ihr.
Liebe Petra, wir kennen uns schon seit 2012 und lernten uns über unsere Jobs im Online Marketing kennen. Seither hatten wir vor allem privat Kontakt und ich habe dich als vertrauensvolle Person und bodenständige Kollegin kennen und schätzen gelernt. Nun lese ich unter anderem in Blogs wie standlandmama.de von Burnout als Mama und einem Buch auf Bali. Erzähl uns doch mal, was es damit auf sich hat.
Hallo liebe Jasmina, ich kann das Kompliment nur zurück geben! In einer von Männern dominierten Branche machst du einen der besten Jobs, Hut ab!
Ja, die liebe Lisa von Stadtlandmama war so nett, schon über mein Projekt zu berichten. Es ist nämlich so, dass ich letztes Jahr dachte, ich möchte so nicht gerne weiter leben: ein 8to15 Job, ein Kind, welches gnadenlos zu kurz kommt und keine wirkliche Aufgabe. Zeit meines Lebens habe ich mich immer engagiert. Irgendwie fehlte mir etwas.
Dann begann ich, entfernte (ganz wichtig, alle anderen sind zu nah dran) Freunde zu fragen, wo sie meine Stärken sehen: „Ganz klar im Schreiben und Kommunizieren“. Blogs habe ich schon, also war die Idee eines Buches geboren.
Und wie kamst du darauf ein Buch auf Bali schreiben? Warum nicht ein „Buch in Wuppertal“? ;-)
Das war ein ganz schneller Prozess. Zeitgleich zu meiner Buch-Idee hörten mein Sohn und ich den Podcast von starkundalleinerziehend.de. Dort war Janina zu Gast, die als Alleinerziehende mit ihrem Sohn um die Welt reist.
Respekt, dachte ich. Beide Gesprächspartner hörten sich mehr als zufrieden mit sich und der Welt an. Das Geheimrezept für ein glückliches Leben?
DAS wollte ich auch: Meinem Sohn etwas von der Welt zeigen, etwas tolles auf die Beine stellen und raus aus dem Alltag fliegen, um dann gestärkt wieder weiter machen zu können.
Janina war während des Interview selbst auf Bali unterwegs. Ich zeigte meinem Sohn Bilder von der Insel. Das Feuer in seinen Augen beeindruckt mich heute noch! Alles fühlte sich so unfassbar richtig an :)
Die Idee von einer 3-monatigen Reise, ehe die Schulzeit des Sohnes beginnt, war geboren. In dieser Zeit wollte ich schreiben und Bali entdecken. Große Herzensprojekt-Liebe <3
Leider ist so eine Reise… nun ja, nicht sehr günstig. Ich muss die Wohnung hier zu hause halten und die Reise zahlen. Ich entschloss mich, ein Crowdfunding zu starten. Andere für das Thema so zu begeistern, dass sie es finanziell unterstützen, fand ich einem guten Weg!
Worum wird es in deinem Buch konkret gehen? Und wie entstand die Idee dazu?
Es wird ein Selbsterfahrungsbuch werden. Jaaa, ich sehe die verschraubten Augen der Leser :)
Aber abwarten, das Thema ist kein Weichspüler: Ich schreibe über Eltern wie mich, die mit Depressionen und Burn Out kämpfen (eine viel zu große Zahl und bei mir auf dem Blog nachzulesen).
Oft gehen beide Krankheiten miteinander einher, sie belasten die Familie, die Eltern, das Arbeitsumfeld und nicht zu letzt die Kinder. Da ich als Betroffene auf dieses Thema eine eigene Sicht habe, liegt mir das Thema sehr am Herzen.
Ich habe dazu noch kein passendes Genre (und keinen Verlag *lach* darum auch das Crowdfunding) gefunden, aber es soll eine Art Erfahrungsbericht werden; unter anderem darüber, wie die Reise nach Bali auch ein Heilungsprozess ist.
Eltern finden hier sowohl Tipps von mir als auch aus zahlreichen Interviews, die ich zu diesem Thema führe. Es gibt so viele Sichtweisen, so viel zu erzählen, aber so wenig Literatur zu dem Thema, welche sich nur auf Eltern spezialisiert!
Findest du, dass Burnout und Depressionen in der Online Marketing Szene (noch) tabuisiert werden?
Ja! Das finde ich. Und zwar aus zwei Gründen. Vorweg: Diese Branche ist eine 24h Stunden Branche. So kommt es mir jedenfalls vor. Immer den neusten Entwicklungen hinter her sein, mit Usern und Kunden kommunizieren, neue Konzepte entwickeln.
Wer da nicht 100% erreichbar ist, hat verloren, weil es einfach zu viele gibt, die den Job auch machen. Oder Jasmina, wie siehst du das? [Anmerkung: Ich bin mittlerweile nicht mehr jederzeit für jedermann erreichbar. Das war anfangs schwierig. Mitterweile ist das einer der Schlüssel für mich, um absolut fokussiert zu arbeiten und zu leben. :-) ]
Zum einen ist es, wie ich schrieb, im Bereich der Agenturen eine Männer-Domäne. Das heißt, wenn arbeiten hier Familienväter. Diese steigen scheinbar problemlos entweder aus dem Familien- oder dem Berufsalltag aus, oder sie reiben sich zwischen den Fronten (Familie und Beruf) auf.
Das Projekt ichbindeinvater.de zeigt das. Dennoch: Diese Väter sprechen sehr selten vom Burn Out.
Die wenigen Mütter, die ich in dieser Branche kenne, haben das gleiche Problem. Nur sie steigen seltener aus. Sie arbeiten für ihre Chefs wie wahnsinnig, mit unbezahlten Überstunden etc. pp.
Dann wird von Vereinbarkeitsschwierigkeiten gesprochen, von schweren Zeiten mit Kind und mangelndem Verständnis der Umwelt. Oft ist dann eine Selbständigkeit die Lösung. Die, die sich nicht selbständig machen können, tja, fragt mal hinter verschlossenen Türen, wie es denen so geht.
Ich will keine Kritik an der Branche verfassen. Andere Bereiche sind genauso schwer. Und natürlich ist die Flexibilität, die die Branche mit sich bringt, für Selbständige gut (arbeiten während die Kinder schlafen, passt ja). Aber sie ist ganz bestimmt sehr zermürbend, weil so erfolgsorientiert!
Darum darf man eigentlich nie sagen „ich kann jetzt gerade nicht“, oder?
Wie fallen die Reaktionen auf das Crowdfunding bisher aus? Hast du schon jetzt Erfahrungswerte sammeln können?
Es gibt drei Lager zu diesem Thema und man merkt sofort: Eltern, die in meiner Situation waren, stecken oder nachvollziehen können, schreien sofort vor Begeisterung auf! Sie finden es großartig, dass jemand so offen und offensiv mit dem Thema Depression umgeht und das Crowdfunding für Wirbel sorgt!
Dann gibt es natürlich noch Kritiker, die nur die Reise sehen. Denen sei gesagt: Ich zwinge ja niemanden! Und außerdem sehe ich lieber die Aufmerksamkeit, welche dadruch entsteht. Das Buch und das Thema stehen im Mittelpunkt, das ist doch wichtig.
Und ja, wir sind eine Konsum-Marketing-Gesellschaft. Autoren müssen Werbung für ihre Werke selbst in die Hand nehmen. Ich sehe es so: Viele haben von dem Buch nun schon gehört und werden es später sicherlich wiedererkennen. Wenn es dann auch noch helfen kann: YEAH!
Ach ja, das dritte Lager findet das Thema übrigens unnötig. Denen kann ich gern ein paar Zahlen von Erkrankungen im Bereich Depressionen vorlegen…
Meinst du, dass dir deine Fähigkeiten im Online Marketing hilfreich dabei waren, dein neues Projekt so anzugehen und umzusetzen? Und welche Fähigkeiten sind das deiner Ansicht nach konkret?
Unbedingt! Für das gesamte Projekt habe ich nur 4 Monate Zeit (was übrigens zu wenig ist, aber man nimmt, was man kriegt) :)
Wenn ich nicht gewusst hätte, wie man eine Webseite mit einem Sozial Media Netzwerk aufbaut oder wie man ein solches Projekt sinnvoll in seinen Abläufen strukturiert, dann hätte ich deutlich länger gebraucht und mir noch mehr Hilfe gesucht.
Aber ich will ja gerade zeigen, dass auch andere Eltern mit Burn Out oder Depressionen etwas schaffen können. Wenn ihr etwas habt, in dem ihr total gut seid, oder was euch wirklich begeistert (so wie mich eben Marketing), dann kann man auch so eine bekloppte Idee wie meine umsätzen. Vom Crowdfunding beispielsweise hatte ich keine Ahnung, nur von dem „drum rum“.
Es geht auch nicht zu 100% um den Erfolg! Es geht um „sich ausprobieren“ und um „leben“!
Ich habe mir schon mal ein signiertes Buch bei dir reserviert und unterstützte dein neues Projekt sehr gern. Wie können andere dich in deinem Vorhaben unterstützen?
Lach! Danke :) Ich würde mich freuen, wenn deine Leser auf startnext.com/ein-buch-auf-bali vorbei schauen! Sie werden auch sehen, dass ihre Hilfe nicht „umsonst“ ist. Ich vergebe kleine Dankeschöns wie Taschen oder Interviews.
Daran, dass die Bücher schon „weg“ sind, sieht man übrigens, dass das Thema sehr wohl interessiert.
Ansonsten braucht so ein Projekt natürlich Reichweite: Leute, teilt, teilt, teilt! :D
Wir schauen mal in den Mai 2017. Du bist bereits auf Bali. Können wir daran teilhaben, wie dein neues Projekt wächst und gedeiht?
Natürlich, das ist ja Sinn des Ganzen. Ich schreibe jetzt schon über das Projekt unter www.ein-buch-auf-bali.de und werde auch im Podcast (zu finden über den Blog oder gleichnahmig iTunes) weiter berichten.
Einen Instagram https://www.instagram.com/einbuchaufbali/ sowie Facebook Account https://www.facebook.com/1BookonBali/ gibt es ebenfalls – mit tollen Inhalten von mir und ähnlichen Blogs.
Im Mai werde ich dann die Leser beim Schreib- und Heilungsprozess mitnehmen. Denn ich werde dort sicher viele Inspirationen für Motivations-Tipps und für positives Mindeset finden, da bin ich mir sicher!
Ich freue mich auf jeden, der mir schreibt (die Leserpost ist das BESTE) und auf viele Unterstützer, die meine Idee ebenso gut finden, wie du :D Danke, liebe Jasmina! Danke, dass du das hier möglich machst und dafür, dass du dein Leben so lebst, wie du es tust! ;)
Petra, herzlichen Dank für das offene und authentische Interview mit dir! Ich wünsche dir, dass du dein Projekt unbedingt umsetzen und damit vielen anderen Eltern Hilfe und Orientierung bieten kannst. Dein Projekt werde ich natürlich verfolgen und gerne ab und an hier auch darüber berichten ! Viiiiiiel, viiiiel Glück!
Für alle anderen: Der Finanzierungszeitraum endet am 19.03.2017 – es würde mich freuen, wenn wir das Projekt zusammen stemmen können!